Die Restnutzungsdauer Ihrer Immobilie: So berechnen Sie sie richtig.

Sachverständiger Lars Kuntz
AUTOR, GUTACHTER UND GESCHÄFTSFÜHRER
Ein Mann in einem grauen Sakko blättert in einem Dokument auf einem Tisch.
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Logo der Handwerkskammer für Unterfranken mit blauem Symbol und Text.
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Vorwort

Die Restnutzungsdauer Ihrer Immobilie ist weit mehr als nur eine Zahl. Sie ist ein entscheidender Faktor für die Wertermittlung, die steuerliche Abschreibung und Ihre langfristige Finanzplanung. Insbesondere, wenn Sie eine Immobilie vermieten oder verkaufen möchten, spielt die Restnutzungsdauer eine zentrale Rolle. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und wie berechnen Sie sie korrekt? In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um den Wert Ihrer Immobilie realistisch einzuschätzen und steuerliche Vorteile optimal zu nutzen.

Was ist die Restnutzungsdauer?

Die Restnutzungsdauer ist die geschätzte verbleibende wirtschaftliche Lebensdauer eines Gebäudes. Sie zeigt an, wie viele Jahre das Gebäude voraussichtlich noch genutzt werden kann, bevor der weitere Betrieb unwirtschaftlich wird. Diese Dauer unterscheidet sich von der Gesamtnutzungsdauer, die die theoretische Lebensdauer eines Neubaus darstellt (meist 80 Jahre).
Die Restnutzungsdauer wird hauptsächlich durch folgende Faktoren beeinflusst:
  • Alter des Gebäudes: Je älter das Gebäude ist, desto kürzer ist die Restnutzungsdauer.
  • Zustand und Instandhaltung: Regelmäßige Wartung und Modernisierungen können die Restnutzungsdauer erheblich verlängern.
  • Modernisierungsgrad: Ein modernisiertes Bad oder eine neue Heizungsanlage wirken sich positiv aus.
  • Lage und Wirtschaftlichkeit: Die Attraktivität der Lage und die Eignung für eine rentable Vermietung spielen ebenfalls eine Rolle.

Warum ist die Restnutzungsdauer so wichtig?

Ihre Relevanz erstreckt sich über mehrere Bereiche:
Wertermittlung: Sachverständige nutzen die Restnutzungsdauer zur Berechnung des Verkehrswertes einer Immobilie, beispielsweise im Rahmen eines Verkehrswertgutachtens.
Steuerliche Abschreibung (AfA): Das Finanzamt nutzt die Restnutzungsdauer, um zu bestimmen, über welchen Zeitraum Sie die Kosten für das Gebäude steuerlich absetzen können. Eine längere Restnutzungsdauer bedeutet in der Regel eine geringere jährliche Abschreibung.
Kreditvergabe: Banken bewerten die Restnutzungsdauer bei der Vergabe von Immobilienkrediten, um das Risiko besser einzuschätzen.
Verkaufsentscheidung: Ein fundiertes Wissen über die Restnutzungsdauer hilft Ihnen, den richtigen Verkaufspreis festzulegen und potenziellen Käufern die Werthaltigkeit zu belegen.

So berechnen Sie die Restnutzungsdauer

Die Berechnung der Restnutzungsdauer erfolgt nicht einfach per Formel, sondern ist eine Schätzung. Die gängigste Methode ist die „Tabelle für die wirtschaftliche Restnutzungsdauer von Gebäuden“, die in der Wertermittlungsverordnung (ImmoWertV) verankert ist.
Beispielrechnung:
Angenommen, ein Einfamilienhaus wurde 1985 gebaut. Die Gesamtnutzungsdauer für ein solches Gebäude beträgt standardmäßig 80 Jahre.
  • Alter des Gebäudes: 2025 - 1985 = 40 Jahre
  • Gesamtnutzungsdauer (Standard): 80 Jahre
  • Voraussichtliche Restnutzungsdauer: 80 Jahre - 40 Jahre = 40 Jahre
Dies ist die vereinfachte, statische Berechnung. In der Praxis wird das Ergebnis durch den Zustand des Gebäudes angepasst.
Wann Sie die Restnutzungsdauer verlängern können
Durch gezielte Maßnahmen können Sie die Restnutzungsdauer Ihrer Immobilie positiv beeinflussen:
  • Energetische Sanierung: Neue Fenster, Dämmung und moderne Heizsysteme verbessern nicht nur die Energiebilanz, sondern verlängern auch die Nutzungsdauer.
  • Modernisierungen: Ein neues Dach, eine Modernisierung von Bad und Küche oder die Erneuerung der Elektrik steigern den Wert und die Wirtschaftlichkeit.
  • Regelmäßige Instandhaltung: Kleine Reparaturen und regelmäßige Wartung verhindern größere Schäden und beugen dem Wertverlust vor.

Fazit

Die Restnutzungsdauer ist ein wichtiges Kriterium für Immobilienbesitzer. Ein realistischer Blick auf den Zustand Ihrer Immobilie und gezielte Investitionen können ihren Wert steigern und Ihnen steuerliche Vorteile sichern. Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Gebäude noch die ursprüngliche Restnutzungsdauer hat, sollten Sie einen Gutachter hinzuziehen. Dieser kann eine korrigierte, vom Finanzamt anerkannte Restnutzungsdauer festlegen.
Lars Kuntz
GUTACHTER UND GESCHÄFTSFÜHRER
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