Restnutzungsdauer Gewerbeobjekt: Die Besonderheiten bei der Wertermittlung

Sachverständiger Lars Kuntz
AUTOR, GUTACHTER UND GESCHÄFTSFÜHRER
Ein Geschäftsmann steht in einem modernen Gebäude und blickt auf die hohen Wände, die ihn umgeben.
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Vorwort

Die Restnutzungsdauer ist nicht nur bei Wohnimmobilien von entscheidender Bedeutung, sondern spielt auch bei Gewerbeobjekten eine zentrale Rolle. Allerdings gibt es hier wesentliche Unterschiede, da Gewerbeimmobilien spezifischen Anforderungen unterliegen.
Ob für die steuerliche AfA-Abschreibung, die Wertermittlung vor einem Verkauf oder die Finanzierungsplanung – die korrekte Einschätzung der Restnutzungsdauer eines Gewerbeobjekts ist essenziell. In diesem Artikel beleuchten wir die Besonderheiten bei der Ermittlung der Restnutzungsdauer von Gewerbeimmobilien und zeigen Ihnen, worauf es ankommt.

Was macht Gewerbeobjekte so besonders?

Im Gegensatz zu Wohnimmobilien, deren Nutzung relativ konstant ist, unterliegen Gewerbeobjekte häufiger Veränderungen. Ihre wirtschaftliche Lebensdauer wird maßgeblich durch folgende Faktoren beeinflusst:
  1. Spezialisierungsgrad: Ein hochspezialisiertes Fabrikgebäude hat eine andere Restnutzungsdauer als ein generisches Bürogebäude, das sich flexibel an verschiedene Mieter anpassen lässt. Die Wirtschaftlichkeit eines spezialisierten Objekts ist stärker an eine bestimmte Branche gebunden.
  2. Technologische Entwicklung: In der Logistik oder im produzierenden Gewerbe können technologische Fortschritte dazu führen, dass ein Gebäude schneller veraltet und eine kürzere Restnutzungsdauer hat.
  3. Marktlage: Die Nachfrage nach bestimmten Gewerbeflächen kann sich schnell ändern. Ein Bürogebäude in einem gefragten Geschäftsviertel hat eine andere Zukunftsperspektive als eines in einer strukturschwachen Region.
  4. Mietverträge: Langfristige Mietverträge mit solventen Mietern sichern die Einnahmen und verlängern die wirtschaftliche Lebensdauer eines Gewerbeobjekts.

Die standardmäßige Gesamtnutzungsdauer

Während bei Wohngebäuden oft von einer standardisierten Gesamtnutzungsdauer von 80 Jahren ausgegangen wird, sind die Werte für Gewerbeobjekte anders gestaffelt:
  • Büro- und Geschäftsgebäude: Oft 60 bis 70 Jahre.
  • Industrie- und Lagerhallen: In der Regel 40 bis 50 Jahre.
  • Spezialimmobilien (z. B. Hotels): Stark abhängig vom Konzept und Zustand, oft 40 bis 60 Jahre.
Diese Werte sind jedoch nur ein erster Anhaltspunkt. Der tatsächliche Wert wird im Rahmen eines Verkehrswertgutachtens fundiert ermittelt.

Warum ein Gutachten zur Restnutzungsdauer von Gewerbeobjekten?

Ein Gutachten zur Restnutzungsdauer ist bei Gewerbeobjekten oft unerlässlich, um steuerliche und finanzielle Vorteile zu sichern. Hier sind die wichtigsten Gründe:
Steuerliche Abschreibung (AfA): Das Finanzamt nutzt die Restnutzungsdauer als Grundlage für die AfA. Eine kürzere Restnutzungsdauer führt zu höheren jährlichen Abschreibungsbeträgen und damit zu einer geringeren Steuerlast. Ein Sachverständiger kann belegen, dass die wirtschaftliche Nutzungsdauer aufgrund des Zustands oder der Bauart kürzer ist.
Verkehrswertgutachten: Im Rahmen der Wertermittlung spielt die Restnutzungsdauer eine zentrale Rolle, insbesondere beim Ertragswertverfahren, das bei Gewerbeimmobilien oft angewendet wird.
Finanzierungsgespräche: Banken bewerten die Kreditwürdigkeit auch anhand des Zustands und der wirtschaftlichen Lebensdauer der Immobilie. Ein Gutachten kann hierbei die Verhandlungsposition stärken.

Fazit

Die Restnutzungsdauer bei Gewerbeimmobilien ist ein komplexes Thema, das eine genaue Analyse erfordert. Pauschale Annahmen können hier schnell zu Nachteilen führen. Die Investition in ein professionelles Gutachten von einem zertifizierten Sachverständigen ist daher bei Gewerbeobjekten fast immer ratsam.
Es liefert eine fundierte, objektive Bewertung, die Ihnen bei steuerlichen Fragen, Finanzierungsgesprächen und der optimalen Wertschöpfung Ihrer Immobilie Rechtssicherheit verschafft.
Lars Kuntz
GUTACHTER UND GESCHÄFTSFÜHRER
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