Restnutzungsdauer Altbau: Was Sie über die Restnutzungsdauer wissen müssen

Sachverständiger Lars Kuntz
AUTOR, GUTACHTER UND GESCHÄFTSFÜHRER
Ein Mann in einem grauen Sakko blättert in einem Dokument auf einem Tisch.
Logo von TÜV Rheinland mit blauem Dreieck und stilisierten Wellen.
Logo der Handwerkskammer für Unterfranken mit blauem Symbol und Text.
B.V.S. Sachverständige Logo mit Text: Mitglied im Landesverband Hessen, öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e. V.

Vorwort

Der Charme eines Altbaus ist unbestreitbar, doch die Wertermittlung kann komplex sein. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Restnutzungsdauer. Bei Altbauten weicht diese oft von den standardisierten Annahmen des Finanzamts ab.
Das richtige Verständnis der Restnutzungsdauer ist essenziell für die steuerliche Abschreibung (AfA), die Festlegung des Verkaufspreises und die langfristige Investitionsplanung. In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Restnutzungsdauer bei Altbauten ermittelt wird, welche Besonderheiten zu beachten sind und wie Sie mit gezielten Modernisierungen den Wert Ihrer Immobilie steigern können.

Was ist die Restnutzungsdauer bei Altbauten?

Die Restnutzungsdauer beschreibt die verbleibende wirtschaftliche Lebensdauer eines Gebäudes. Während das Finanzamt bei Neubauten von einer pauschalen Gesamtnutzungsdauer von 50 Jahren ausgeht, ist die Situation bei Altbauten komplexer.
Ein Altbau aus dem Jahr 1900 kann bei regelmäßiger Instandhaltung und Sanierung heute noch in hervorragendem Zustand sein. Umgekehrt kann ein vernachlässigtes Gebäude aus den 1950er Jahren eine überraschend kurze Restnutzungsdauer aufweisen. Daher ist die Restnutzungsdauer bei Altbauten keine feste Größe, sondern ein flexibler Wert, der sich aus dem Alter, dem Zustand und den durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen ergibt.
Folgende Faktoren beeinflussen die Restnutzungsdauer von Altbauten:
  • Baujahr und Bausubstanz: Eine ältere Bausubstanz muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Oft ist die Grundsubstanz robuster als bei neueren Gebäuden.
  • Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen: Regelmäßige Sanierungen wie die Erneuerung von Dach, Fenstern, Fassade, Heizungsanlage und Elektrik verlängern die Lebensdauer erheblich.
  • Modernisierungsgrad: Ein modernisierter Altbau mit neuer Heizung, gedämmten Wänden und einem modernen Bad hat eine längere Restnutzungsdauer als ein unsaniertes Objekt.
  • Lage: Die Attraktivität der Lage und die allgemeine Nachfrage nach der Immobilie beeinflussen die wirtschaftliche Restnutzungsdauer.

Die AfA-Abschreibung bei Altbauten

Für Altbauten, die vor 1925 fertiggestellt wurden, gilt oft ein höherer Abschreibungssatz von 2,5 % pro Jahr, was einer Gesamtnutzungsdauer von 40 Jahren entspricht. Für nach 1925 errichtete Altbauten sind es in der Regel 2 % über 50 Jahre.
Das Finanzamt akzeptiert jedoch in der Regel eine kürzere Restnutzungsdauer, wenn Sie dies durch ein Verkehrswertgutachten oder ein spezielles Gutachten zur Restnutzungsdauer belegen können. Eine verkürzte Restnutzungsdauer hat den Vorteil, dass die jährliche AfA-Abschreibung steigt, was zu einer schnelleren steuerlichen Entlastung führt.

Ein Gutachten schafft Klarheit

Bei Altbauten ist die Beauftragung eines Sachverständigen für die Ermittlung der Restnutzungsdauer fast immer empfehlenswert. Ein Experte kann den tatsächlichen Zustand der Bausubstanz beurteilen und alle wertsteigernden Modernisierungen in die Bewertung einfließen lassen.
Das Gutachten liefert dem Finanzamt einen nachvollziehbaren, rechtlich fundierten Wert, der nicht so leicht angefochten werden kann. Das ist besonders wichtig, um bei der Kaufpreisaufteilung den Gebäudeanteil realistisch und steuerlich optimal zu bestimmen.

Fazit

Die Restnutzungsdauer bei Altbauten ist ein komplexes Thema, das eine differenzierte Betrachtung erfordert. Durch gezielte Modernisierungsmaßnahmen können Sie den Wert und die wirtschaftliche Lebensdauer Ihrer Immobilie steigern.
Gleichzeitig können Sie mit einem professionellen Gutachten eine verkürzte Restnutzungsdauer belegen und dadurch Ihre jährliche AfA-Abschreibung erhöhen. Für jeden, der einen Altbau besitzt oder plant, einen zu kaufen, ist das Verständnis dieser Zusammenhänge der Schlüssel zu einer erfolgreichen und steuerlich optimierten Investition.
Lars Kuntz
GUTACHTER UND GESCHÄFTSFÜHRER
Sie möchten die Nutzungsdauer Ihrer Immobilie senken? Dann sichern Sie sich hier einen Rückruf. ☎️